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Aufbruch mit Peter Härtling

28 Mai

Unterwegs – Aufbruch, Abreise, Abschied nehmen, Neues beginnen, Umbruch. Unter Umständen ist es eine Flucht, eine Reise mit gemischten Gefühlen, einerseits Angst und Verzweiflung, aber auch Energie, Zuversicht und Hoffnung. Das Thema des Aufbruchs begleitet Peter Härtling schon sein ganzes Leben. Mit der Flucht seiner Familie vor der Roten Armee war er gezwungen, sich schon sehr früh auf den Weg zu machen, später dann musste er von seinen Eltern Abschied nehmen, die in jungen Jahren starben. Literarische Aufbrüche, wie die von Hölderlin, interessierten ihn schon immer. Er selbst entschied sich für ein Leben immer auf dem Sprung, der Begriff der Heimat existiert für ihn nur als Andeutung, als flüchtige Erinnerung an den Blick zur Alb hin, damals als Flüchtlingskind in Nürtingen. Auch Tübingen hat sich gemeinsam auf den Weg gemacht, um seit Januar jeden Mittwoch im Hölderlinturm ein Kapitel aus Peter Härtlings Hölderlin zu lesen. Im Rahmen des Bücherfestes beendete der Autor mit dem letzten Kapitel gestern Abend selbst sein Buch. Doch es wurde nicht nur gelesen, sondern auch viel geredet, über Härtlings Leben, über seine Beziehung zu Hölderlin, seinen Antrieb, sich dieses ungewöhnlichen Künstlerromans zu widmen, über Nähe und Distanz und über das Schreiben an sich. Tief bewegend war das Gespräch mit Peter Härtling, eine Mischung aus ernsten und tragischen Themen, sehr offen, emotional und authentisch wiedergegeben, und aufgelockert durch eingeschobene kurze Anekdoten, die seinen Zuhörern ein Schmunzeln entlockten. Die Lesung mit Peter Härtling macht Lust, sich zusammen mit ihm auf Spurensuche jener „Aufbrecher“, wie Hölderlin oder Fanny Mendelssohn zu machen, und auch Härtlings eigene Fußabdrücke an der ein oder anderen Stelle wiederzufinden.