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Mit Roger Willemsen an die Enden der Welt

28 Mai

Es gibt Reisen und es gibt Reisen. Wir reisen als Touristen, als    Trophäensammler, wir bereisen Länder, Städte, Landschaften. Wir reisen in die Fremde, wir reisen als Suchende.

Roger Willemsens Reise ist kein Suchen, sie ist ein Finden. Er hat Erfahrungen bereist, Möglichkeiten bereist. Was der reisende Beobachter suchen mag, ist nicht das, was Willemsen findet. Willemsen findet das Vertraute im Fremden, er versucht, sich totzustellen, um sich unter dem Radarschirm zu bewegen, um zum an sich des Ortes durchzudringen, um das Echo der Grenzen zu hören. Er bereist Farben, Geräusche und Erste Blicke.

Doch im Hof des Wilhelmsstiftes passiert an diesem Nachmittag noch eine andere Reise. Eine kollektive Reise an die Enden der Welt, auf die Willemsen seine  Zuhörer mitnimmt. Die Qualität, mit der Willemsen frei vorträgt, versetzt das Publikum von Tübingen nach Tonga, in ein Zugabteil in Birma, in die Kargheit Afghanistans, in eine Wellblechhütte in Patagonien, an den Rand der Sahara bis in das östliche Sibirien. Was wir dort finden, sind keine Episoden, keine Odyseen, keine Beweisfotos. Willemsen gibt keinen Reisebericht, er gibt Einzelbilder. Einzelbilder die am Ende seiner Reisen übrigbleiben von dem, was er immaterielle Kultur nennt, von Menschen und Situationen, von Begegnungen mit dem Vertrauten im Fremden, mit Möglichkeiten. Begegnungen mit sich selbst.